Also ich bin Finn und meine Menschen und ich, wir fahren nach Schottland
Zuerst geht es durch Holland und Belgien und dann nach Frankreich. In Calais fahren wir dann mit dem Auto in einen Zug, der uns nach Großbritannien bringt. Vorher müssen wir aber meine Einreiseformalitäten erledigen. Hierzu gibt es in Calais einen eigenen Bereich für uns vierbeinige Reisende, die „Pet Reception“. Genau wie Herrchen und Frauchen habe auch ich einen eigenen Ausweis, der dort kontrolliert wird. Wir waren vorgestern noch bei meinem Lieblingstierarzt. Eines der Leckerchen, das ich bekomme, steckt er immer in ein Stück Leberwurst und heißt Wurmkur und es muss dann in meinen Ausweis eingetragen werden, dass ich dieses Leckerchen auch wirklich aufgegessen habe! Eine Spritze brauchte ich diesmal aber nicht, denn meine letzte Tollwut- Impfung ist noch nicht so lange her.
An der Pet Reception probieren wir die neuen Drive-In Boxen aus, in die man mit dem Auto fahren kann. Zur Kontrolle brauch ich noch nicht mal aus dem Auto aussteigen. Herrchen kommt einfach mit einem kleinen Gerät zum Kofferraum und muss den Microchip einscannen, den man mir unter die Haut gespritzt hat, als ich noch ein Welpe war. Das ganze Prozedere dauert keine 5 Minuten und schon kann ich mir auf dem Hundeauslaufplatz nochmal die Pfoten vertreten.
Nach 35 Minuten durch den Tunnel erreichen wir England und fahren nach Nottingham. Wir übernachten in einem total schönen Bed and Breakfast. Herrchen hat hier wieder dasselbe Zimmer wie beim letzten Mal gebucht, denn es ist schön groß und hat genug Platz für mein Körbchen.
Nach dem Frühstück haben wir eine lange Fahrt vor uns. Zuerst gehen wir in den Sherwood Forest nach Thirsk und hier fahren wir zu einem Tierarzt. Er hieß James Harriot und war so berühmt, das man aus seiner ehemaligen Praxis ein Museum gemacht hat. Frauchen hat sich die Geschichten von diesem Doktor immer im Fernsehen angeguckt und auch die Bücher dazu gelesen. Die Serie heißt „Der Doktor und das liebe Vieh“?
Dann fahren wir weiter nach Schottland und Loch Lomond, über den schon viele Schriftsteller geschrieben haben. Mitten im Wald – steht das Haus das der Charlie für uns organisiert hat. Charlie ist der Golden Retriever, der bei Gabi und Andreas wohnt. Die drei leben hier in Schottland und organisieren Reisen, für dass Charly ein eigenes Reisebüro speziell für Hunde aufgemacht hat die England, Irland, Schottland und Wales besuchen wollen. Ach ja Menschen dürfen da natürlich dann auch mitreisen.
Nix wie rein und einmal durch alle Zimmer düsen und schnell herausfinden welche Hunde vor uns schon hier gewohnt haben.
Heute starten wir mit einer Rundfahrt, die uns an einem See entlang führt. Der See an dem wir heute unsere Tour starten, heißt Loch Leven. Aber Moment. Was sehe ich denn da? Das kann doch nicht wahr sein. Sind das Hirsche? Tatsächlich, da stehen Hirsche mitten auf der Straße! Dann gehen wir jetzt eben ein bisschen am Loch Etive spazieren. Auf dem Rückweg muss ich nochmal Fotomodell spielen. Irgend ein komischer James Bond hat mal an dieser Stelle einen Film gedreht. Der heißt Skyfall und es gibt da eine Szene, wo der James und seine Chefin hier an der Straße stehen und sich die tolle Landschaft angucken. Und ich muss mich jetzt hier hinsetzen und genauso gucken wie der James.
Ich muss ins Gefängnis! wir fahren zum historischen Inveraray Jail. Die Leute an der Kasse sind ja schon mal sehr Nett. Die haben sogar ein großes Schild am Eingang. „Dogs Welcome“. Lasst uns noch eine Runde durch den Ort stromern, da gibt es ganz viele Geschäfte, wo Herrchen und ich vor jedem zweiten Geschäft warten müssen, weil Frauchen durch das Fenster irgendwas spannendes gesehen hat. Hoffentlich bekomme ich nach der ganzen Anstrengung wenigstens ein leckeres Eis von der Eisdiele da hinten.
Wie wäre es, wenn wir auf dem Rückweg noch eine anständige Burg besuchen. Kilchurn Castle liegt direkt auf unserem Weg. Kommt wir parken hier auf dem Parkplatz und laufen die wenigen hundert Meter bis zum Ende der Halbinsel, auf dem die Ruine steht und den Loch Awe überblickt. In vielen Burgen in Schottland sind Hunde erlaubt und dürfen überall dort hin, wo kein Dach mehr auf den Gebäuden ist. Von Kilchurn Castle stehen nur noch die Mauern und es gibt kein Dach. Unserer Erkundungstour steht also nichts im Wege. Kommt mit, damit wir hier auch keinen Winkel verpassen. Und das Beste: Eintritt müssen wir hier auch nicht bezahlen.
Der berühmteste Loch in Schottland ist Loch Ness. Hier kann man ganz tolle Bootsfahrten unternehmen, bei denen auch Hunde erlaubt sind. Das Boot bringt die Besucher auch zum berühmten Urquhart Castle, wo man auch aussteigen kann um die Burg zu besichtigen. Leider gehört Urquhart Castle zu den Burgen in, in die Hunde nicht hinein dürfen, obwohl ich hier weit und breit nichts von einem Dach erkennen kann. Aber vom Boot ist der Anblick auch sehr schön.
Die kommende Woche wohnen wir in den nördlichen Highlands in Lochinver. Tolles Haus – erstmal durch die Zimmer flitzen und checken wer hier kürzlich gewohnt hat. Und guckt mal, was es hier für eine Aussicht gibt. Herrchen und Frauchen sind ganz begeistert vom Panorama. Ist die Nacht schon wieder rum? Was ist das. Da draußen, direkt vor dem Fenster, da stehen doch tatsächlich zwei Hirsche und trinken aus MEINEM Teich.
Wie wäre es denn mit einem weiteren Ausflug. Hier ganz in der Nähe liegt der Leitir Easaidh All- Abilities Pfad. Das ist ein schöner Spazierweg, der vorbei an einigen kleinen Seen und durch ein Wäldchen zu einem Aussichtspunkt führt. Nachdem ich mich am Leitir Easaidh warmgeschnüffelt habe, können wir jetzt einen etwas anspruchsvolleren Weg in Angriff nehmen. Da ist das Gebiet am Knockan Crag genau richtig. Hier ist allerdings schon etwas klettern angesagt, denn es gibt einige Höhenmeter zu überwinden. Aber spannend ist es hier ebenfalls. Wir befinden uns hier mitten in einem sogenannten Geopark und für die Menschen sind hier zahlreiche Infotafeln aufgestellt, auf denen interessante Fakten zur Geologie und Erdgeschichte nachgelesen werden können.
Ich kann mittlerweile ein paar Sätze englisch. Mein Lieblingssatz ist „dogs welcome“. Das heißt nämlich ich muss nicht im Auto warten, sondern darf mit Herrchen und Frauchen total spannende Orte erkunden. Ein anderer Satz den ich kann, heißt „pick up your poo“. Das bedeutet, das Herrchen nd Frauchen meine Häufchen aufsammeln müssen. Großbritannien ist ein sehr hundefreundliches Land und an vielen Plätzen gibt es kostenlose Spender mit Tüten auch gleich einen Behälter, in dem man die Tüten dann entsorgen kann. Da hier in Schottland viele Schafe und wilde Tiere frei in der Landschaft herumlaufen ist es wichtig, das wir möglichst keinen „poo“ hinterlassen, denn es gibt einige Krankheiten, die für Hunde nicht schlimm sind, die aber auf andere Tiere über die Häufchen übertragen werden können.
Die nächste Station ist die Isle of Skye, wo wir die nächsten 3 Tage in der Nähe von Staffin bleiben werden. Vorher besuchen wir noch die wohl berühmteste Burg in Schottland. Das Eilean Donan Castle ist wirklich der Inbegriff einer mittelalterlichen Burg und jeder hat sie sicherlich schon einmal auf einem Foto gesehen. Hier wurden auch schon viele Filme gedreht. James Bond oder Highlander sind nur die bekanntesten davon. Wie ich Euch sicherlich denken könnt: Die Burg hat ein komplettes Dach und daher sind drinnen keine Hunde erlaubt.
Die Isle of Skye erreichen wir jetzt über die berühmte Skye Bridge, die erst seit 1995 das Festland mit der Insel verbindet. Bis dahin musste man immer eine Fähre nehmen. Und wieder hat der Charly für uns ein total tolles Haus gebucht. Im Wohnzimmer gibt es ein großes Fenster und ich kann direkt über die Schaf-Weiden bis runter zum Meer gucken.
Kennt Ihr Feen? Hier auf der Isle of Skye gibt es ganz besonders viele Feen und viele Geschichten ranken sich besonders um die Beziehung zwischen dem Clan der hier ansässigen McLeods und den hiesigen Feen. In einer der Geschichten um eine unglückliche Liebesbeziehung schenkte eine Fee ihrem Liebhaber vom Clan der McLeod zum Abschied eine Fahne, die ihm drei mal in Zeiten höchster Not die Hilfe der Feen sichern sollte. Diese Fahne kann man heute noch im Dunvegan Castle, dem Stammsitz des Clan McLeod, besichtigen.
Frisch gestärkt geht es jetzt hinauf zu einem weiteren Highlight auf der Isle of Skye. Von diesem Aussichtspunkt am Quiraing hat man bei schönem Wetter einen der schönsten Ausblicke auf der Isle of Skye. Aber auch die tief hängenden Wolken schaffen hier eine ganz besondere Atmosphäre. Wenn Ihr mal hier her kommt, dann müsst ihr unbedingt auch noch die vielen tollen Strände besuchen.
Die letzte Etappe - Endlich haben Frauchen und Herrchen es verstanden. Endlich haben wir eine Unterkunft, die einem Laird angemessen ist. Auf dem Rückweg bleiben wir die nächsten zwei Tage in einem alten schottischen Herrenhaus, das zu einem Hotel umgebaut wurde. Gleich bei unserer Ankunft werde ich angemessen begrüßt. Zuerst lasse ich mir erstmal angemessen den Kopf kraulen, bevor ich meine Gemächer beziehen werde. Hunde sind hier sehr willkommen. Im Erdgeschoss dürfen wir auch überall hin. Es gibt sogar ein eigenes Kaminzimmer mit anliegendem Wintergarten und Ausblick in den riesigen Park.
Wir fahren zum Bangour Abandoned Hospital. Auf einem riesigen Gelände stehen hier immer noch die vielen verlassenen Gebäude einer alten psychatrischen Klinik. Wobei Klinik diesen Ort nicht wirklich angemessen beschreibt. Es handelt sich in wirklichkeit um ein komplettes Dorf mit über 30 Gebäuden. Sogar eine eigene Kirche gibt es hier. Da vorne hinter der Schranke sehe ich schon die alten Gebäude.
Ihr fragt jetzt sicherlich, ob man so einfach in diesem verlassenen Dorf herumstreunen darf, aber das ist das Tolle an Schottland. Es gibt hier nämlich ein tolles Gesetz. Das Gesetz heißt „Land Reform (Scotland) Act 2003“. Und es sagt, dass jeder Hund und natürlich auch die Menschen, die Möglichkeit haben soll die großartige schottische Landschaft zu genießen. Hierzu wurde festgelegt, das Landbesitzer grundsätzlich den Zugang nicht unangemessen einschränken sollen. Im Gegenzug sind natürlich auch die Besucher dazu verpflichtet respektvoll von diesem Recht gebrauch zu machen. Die Regeln dazu sind im „Outdoor Access Code“ festgelegt. Dazu gehört es die Interessen andere nicht zu verletzen, die Umwelt zu respektieren und die Verantwortung für die eigenen Handlungen zu übernehmen. Und weil es dieses Gesetzt gibt, darf ich auch im Bangour Village Hospital nach Lust und Laune meiner Nase folge, so lange ich mich von den Bereichen fern halte, die aus Sicherheitsgründen abgesperrt sind.
Ich finde der Rundgang hier ist viel zu schnell vorbei und auch unser ganzer Urlaub ist jetzt schon fast zuende. Morgen geht es wieder nach Hause. Bevor wir wieder mit dem Zug nach Hause fahren, bleiben wir noch eine letzte Nacht in einem Hotel in Folkstone. Wir fahren hier noch einmal zum Strand und laufen die Promenade entlang, wo wir dann Abschied von Großbritannien nehmen.